Kolumbien: ein Brettspielcafé in Medellín

Kolumbien ist ein Brettspielland – zumindest im Vergleich zu Ecuador. Was einem Reisenden direkt auffällt: Im Duty-Free-Shop im Flughafen gibt es Brettspiele, ebenso in jedem größeren Supermarkt und auch in den Spielzeugläden finden sich lange Regalreihen – von Monopolyvarianten.

Hasbro ist mit seiner bunten, im Kern aber sehr übersichtlichen Produktpalette sehr präsent im Land. Doch das ist nicht alles. Wer sich ein bisschen umschaut, findet eine sehr lebendige Brettspielszene im Land: Es gibt kolumbianische Brettspiel-Podcasts (z.B. LaMesa auch aus Medellín), YouTube-Kanäle, mehrere Brettspielverlage (u.a. Creo mi juego und Azahar) und in jeder größeren Stadt auch einen Brettspielladen.

Hinter dieser unscheinbaren Tür im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses befindet sich das erste Brettspielcafé Medellíns. Um genau zu sein ist „Café Tier 1“ zugleich Café und Brettspielladen, den John Arboleda in der umgebauten Wohnung eingerichtet hat.

Medellín ist in Deutschland leider vorwiegend immer noch nur für Pablo Escobar und sein Drogen-Kartell bekannt, das ist aber lange schon Geschichte. Eigentlich ist Medellín eine Textilstadt – dafür ist sie in Kolumbien bekannt und für den Tango, ein Erbe Carlos Gardels, der hier 1935 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Die Stadt hat in den letzten 20 Jahren einen phänomenalen Wandel hingelegt – gilt als vergleichsweise sicher und hat eine sehr gute öffentliche Infrastruktur,.

Das Café Tier 1 liegt im Stadtteil Itagüí – ein ehemaliger Arbeitervorort, in dem übrigens auch die Deutsche Schule liegt. Sie ist nur vier Minuten mit dem Auto vom Café entfernt. John betreibt seinen Laden mit Herzblut. Wenn ihr mal reinschauen wollt, er hat neben der Webseite des Cafés sowohl eine Facebook-Account wie auch ein sehr aktives Instagram-Profil.

Die Pandemie hat auch hier den Cafés schwer zugesetzt. Aktuell ist das Café Tier nur am Wochenende geöffnet. Bei meiner letzten Dienstreise war John so nett auch außerhalb der Öffnungszeiten für mich die ersten kolumbianischen Spiele zu organisieren. Das war wirklich großartig – ein persönliches Treffen und Kennenlernen steht allerdings noch aus, da nur eine Übergabe der Spiele im Café durch eine Bekannte möglich war.

Sobald wir die Gelegenheit hatten, die Spiele hier auszuprobieren, werde ich berichten und die drei Verlage ein wenig vorstellen. Wer jetzt schon angeteasert ist und mehr wissen möchte, dem sei das umfangreiche Blog von Hilko Drude ganz herzlich empfohlen, der aus ganz Südamerika immer am Puls der Spieleneuerscheinungen berichtet:

https://lidude.net/?s=Kolumbien