Mexiko in Spielen – tanzen mit den Toten

Jedes Jahr am 2. November feiert ganz Mexiko den Día de Muertos (Tag der Toten). Um genau zu sein, beginnen die Vorbereitungen und Veranstaltungen schon in den Wochen vorher. Bereits jetzt Mitte Oktober ist überall entsprechend geschmückt. Seit Wochen kann man in den Geschäften die Deko kaufen, wobei sich der Verkauf mit Artikeln für Halloween (31.10.) mischt. Auch das wird gefeiert. Der Einfluss der USA in Mexiko ist sehr gross.

In meinem ersten Jahr in Mexiko war eins der eindrücklichsten Erlebnisse der Besuch auf einem Friedhof am 2. November. Wir sind einfach zum nächstgelegenen gefahren: Der Friedhof war voller Menschen, die Gräber bunt geschmückt, Kinder spielen fangen und verstecken, die Familienangehörigen und Freunde sitzen mit einem Bier an der Hand und einem CD-Player um die Gräber ihrer Liebsten, einige singen mit, an einigen Gräber spielen kleine Kappellen…

Hier ein paar Impressionen aus dem letzten Jahr:

Der Día de los Muertos oder auch Día de Muertos hat einige feste Elemente, wie die orangefarbene Cempasúchil (deutscher Name: aufrechte Studentenblume), die den Toten den Weg zu Lebenden weist, das süsse „Pan de Muertos“ (Totenbrot), die zahlreichen Ofrendas oder Altar de Muertos (selbst gebaute Altäre mit Bildern der Verstorbenen), Totenschädel aus Zuckerguss, buntes Papel Picado – Seidenpapier mit Motiven von Skeletten und anderen typischen Motiven, die als kleinen Fahnen im Wind wehen usw. Wer sich dafür interessiert, dem sei der Disney-Film „Coco“ empfohlen, der tatsächlich viele Traditionen des mexikanischen Totentags zeigt und in einer unterhaltsamen Geschichte auch teilweise erklärt und ihre Bedeutung verständlich macht.

Vermutlich aufgrund der Symbolik und Farbreichtum scheint der Día de Muertos nach der präkolumbianischen Geschichte (Maya, Azteken etc.) das beliebteste Thema mit Mexikobezug im Brettspielbereich zu sein – interessanterweise gerade auch außerhalb Mexikos. Ich kann nur vermuten, warum das so ist, aber es liegt vermutlich daran, dass der Día de Muertos viele unterschiedliche Elemente für die Gestaltung und auf den ersten Blick auch viel bunte Exotik bietet.

Anbei ein kleine Auswahl von Spielen, die sich des Themas bedienen – in der Regel als Zuckerguss oder Schokoladenüberzug für sonst recht „trockene“, im Sinne von abstrakten, Spielen. Also: weil es schön aussieht und sich damit hoffentlich gut verkauft.

Trio wurde 2021 veröffentlicht. Das Spiel stammt von einem japanischen Autor und einem französischen Verlag. In Frankreich hat es den Spielepreis „As d’or“ gewonnen. In Deutschland war es auf der Empfehlungsliste zum „Spiel des Jahres“. Ein abstraktes Set Collection-Spiel mit Memory-Mechanismus, das in den Illustrationen auf dem „Día de Muertos“ verweist. Sowohl das Cover wie auch die Karten sind im Stil des Papel Picado gestaltet und zeigen in schwarzen Umrissen sowohl typische Elemente des Totentags wie Skelett und Calavera, aber auch andere Gegenstände, die wohl auf insgesamt irgendwie auf Mexiko verweisen sollen wie Gitarre, sombrero, piñata oder Avocado.

Calavera ist ein kleines Würfelspiel von Klaus-Jürgen Wrede, das 2019 im Moses-Verlag erschienen ist. Eigentlich ein weitgehend abstraktes Spiel helfen die Illustrationen, die auf den Tag der Toten Bezug nehmen, die Punkte- von der Todeszone (mit Minuspunkte) abzugrenzen. Es finden sich typische Elemente wie die Cempasúchil-Blumen, Calavera und Skelette. Am Ende der Anleitung steht ein kurzer Infotext zum Día de Muertos in Mexiko.

UNO – Día de los muertos ist vermutlich – zumindest aus meiner Sicht – das schönste UNO-Spiel. Das Original-UNO ist offenkundig sehr populär. Schön ist es nicht. Neben den vielen Lizenzausgaben gibt es in einigen Ländern auch spezielle Ausgaben, die berühmte Sehenswürdigkeiten oder typische Gegenstände, Speisen oder Tiere eines Landes zeigen, so z.B. in Ecuador und Kolumbien – beide leider auch nicht schön. Eine nationale Ausgabe gab es – überraschenderweise – in Mexiko bislang nicht.

Nun hat Mattel dieses Jahr ein eigene UNO-Ausgabe zum Día de Muertos vorgelegt. Die Regeln sind dieselben wie immer und daher belanglos, aber die Gestaltung ist tatsächlich sehr schön. Auf den Karten finden sich viele Elemente der mexikanischen Tradition. Ganz besonders ist jedoch eine beigelegte Karte, die so groß ist wie der Karton: Auf der vorderen Seite zeigt sie eine Ofrenda, in der quasi als „Easter Egg“ auch ein UNO-Spiel liegt. Das Bild der Ofrenda gibt es zugleich als Mini-Poster auf der ausklappbaren Anleitung. Auf der Rückseite wird der mexikanische Illustrator, Totoi, vorgestellt.

Das sollte es öfters geben!

Adiós Calavera (Mücke-Spiele, 2017) ist von Martin Schlegel entwickelt und von Christian Opperer illustriert. Von den hier vorgestellten Spielen ist es das Spiel, dass trotz seines abstrakten Charakters das Thema am meisten nutzt. Auf einem quadratischen Spielplan werden an zwei angrenzenden Seiten die eigenen Steine aufgebaut – die eine Gruppe repräsentiert die Lebenden, die andere die Seelen der Toten, die sich an diesem Tag begegnen. Es gewinnt, wer als erster alle seine Steine auf die gegenüberliegende Seite des Spielbretts gezogen hat. In den Illustrationen finden sich die Cempasúchil-Blumen, die Totenköpfe und in den vier Ecken des Spielplans kleine Totenaltäre mit Blumen, Zuckergusschädeln, Totenbrot und Bilder der Verstorbenen. Auch hier enthält die Anleitung einen kleinen Info-Text zum Día de Muertos in Mexiko.

Pátzcuaro ist eins der wenigen mexikanischen Spiele, das sich mit dem Día de Muertos beschäftigt. Das Spiel steht daher im Fokus des nächsten Beitrags.

Ein Gedanke zu “Mexiko in Spielen – tanzen mit den Toten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert